Beim Schmieden kommen Hammer, Amboss und eine Feuerstelle, die sogenannte Esse, zum Einsatz. Das Wort Esse stammt vom althochdeutschen „essa“ und heißt soviel wie „der Herd des Schmieds“. Es handelt sich um eine offene Feuerstelle zum Erhitzen von Eisen.
Heutzutage wird in Sachsen in Deutschland das Wort Esse für einen Rauchfang verwendet. In Österreich spricht man von einem Esseschlot, wenn man den Kamin einer Schmiede meint. In den Hammerschmieden sorgte ein eigenes Wasserrad für den Betrieb des Blasbalkens. Zur Anfachung des Feuers wurde die Luft von unten durch den Rost, von der Rückwand und von oben zugeführt. Eine weitere Anfachung erfuhr das Feuer durch den Auftrieb im Schlot. Durch die im Vergleich zur umgebenden Luft leichtere Gassäule steigen die heißen Gase im Schlot nach oben. Je höher, desto besser.
Als Brennmaterial wurde früher Holzkohle verwendet. Holzkohle entsteht, wenn man luftgetrocknetes Holz unter Luftabschluss und ohne Sauerstoffzufuhr erhitzt. Dabei verbrennen die leicht flüchtigen Bestandteile des Holzes. Als Rückstand erhält man Holzkohle. Diese brennt mit einer höheren Temperatur als Holz. Die Hersteller von Holzkohle wurden Köhler genannt. Beim Fahrngruber Hammer befindet sich ein Köhlerei Museum. Für Holzkohle wurde viel Holz gebraucht. Das führte zur Rodung großer Waldflächen. Ein Kohlenmeiler ist ein bedeckter Holzhaufen, der in Brand gesetzt wird, um Holzkohle zu erzeugen.
Das handwerkliche Schmieden nennt man Freiformschmieden, das heißt die Form eines Werkstückes, z.B. einer Hacke, muss frei erarbeitet werden. Der Rohling wird in der Esse auf eine Temperatur erwärmt, bei der sich das Metall durch Schlag des Hammers formen lässt.
Eine Hammerschmiede ist eine Schmiede, bei der durch Wasserkraft ein schwerer Hammer gehoben wird, der in Folge mit seinem ganzen Gewicht auf das Werkstück fällt. Man spricht von einem Fallhammer, wobei der Hammerkopf Bär genannt wird.
Am Prollingbach in Ybbsitz gab es 1808 zwanzig Hammerschmieden. Das Besondere an der Schmiede Meile ist, dass man entlang des Prollingbaches bergauf spaziert und bei erhaltenen Hammerschmieden vorbeikommt.
Schwanzhammer
Einfache mit einem Wasserrad betriebene Fallhämmer gab es schon im Mittelalter. Ein Hammer, der aus einem Stiel, der Helm heißt, und aus einem eisernen Hammerkopf besteht, ist ein Schwanzhammer. Die Übertragung der Drehung des Wasserrades auf den Hammer erfolgt durch eine Nockenwelle, die man als „Daumenwelle“ bezeichnet.
Die Daumen der Welle erfassen den Stiel an dessen Ende, drücken ihn hinunter und lassen ihn anschließend wieder fallen, so dass der Bär mit seinem ganzen Gewicht auf das Werkstück aufschlägt. Das Modell eines Schwanzhammers kann man am Goldfischteich anschauen.
Im nächsten Video sieht man, dass die Achse, die durch den Helm führt, freidrehend ist. Auf dieser Achse kann sich der Hammer ähnlich wie auf einer Wippe auf und ab bewegen.
Was im unten stehenden Video auch deutlich wird, ist der massive Eisendorn, der an der der Daumenwelle zugewandten Seite des Helmes montiert ist. Auf diesen Eisendorn schlagen die an der Daumenwelle befestigten Nocken auf, sobald sich die Welle zu drehen beginnt.
Die Nocken werden als Frösche bezeichnet. Die Frösche drücken nun den hinteren Teil des Helmes, welcher als Schwanz bezeichnet wird und so dem Hammer seinen Namen verleiht, nach unten.Hierdurch hebt sich das gegenüberliegende Ende des Helmes mitsamt dem Bären von der Schabotte ab.
Sobald der Frosch durch das Weiterdrehen der Daumenwelle den Schwanz freigibt, schlägt der Bär auf Schabotte und Amboss auf.
Im nächsten Video kann man einen echten Schwanzhammer im Schmiede Museum St. Peter ob Judenburg in Aktion sehen. Das Video stammt von Walter Dorfer, der bei Sepp Eybl in Ybbsitz gelernt hat. Walter Dorfer gibt Damaszener Kurse im Eybl-Hammer auf der Schmiede Meile. Damaszenerstahl ist eine Kombination verschiedener Rohmaterialien, die wegen seiner dekorativen Musterung beliebt ist.
Damastpakete mit 150 bis 200 Lagen werden geschmiedet und daraus eine Klinge geformt. Diese wird geschliffen und geätzt, wodurch das einzigartige Muster des Stahls zum Vorschein kommt.
Ybbsitz ist ein Zentrum der Hackenschmiedeproduktion. Im Fahrngruber Hammer von Ybbsitz in Niederösterreich werden heute noch Hacken aus einem glühenden Eisenblock geschmiedet. Sämtliche Arbeitsschritte werden von Hand durchgeführt. Zuerst wird das Auge für den Stiel in den Axtkopf geschmiedet. Dazu wird ein konischer Dorn in das glühende Eisen geschlagen. Zuerst von einer, dann von der anderen Seite. Danach wird das Loch mit einem etwas größeren Dorn weiter gemacht. In der Folge wird der Rohling auf der einen Seite vom Auge weg dünner gehämmert bis eine Schneide entstanden ist. Diese muss noch geschliffen und ein Holzstiel in das Auge eingepasst werden bevor die Hacke verkauft werden kann.
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Bei einem Federfallhammer wird der Bär durch eine Riementransmission angehoben und der Aufschlag des Bären durch eine aufgespannte Feder dynamisch verstärkt. Im Fahrngruber Hammer gibt es 2 Federfallhämmer, die bei Schmiede Vorführungen zum Hacken schmieden in Betrieb genommen werden.
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Der Goldfischteich befindet sich in der Nähe des Fahrngruber Hammers zwischen „In der Noth“ und der Waldkapelle.
Ursprünglich diente der Goldfischteich dazu Eis zu gewinnen. Die Schmiede löschen ihren Durst mit Bier, das über den Sommer mit dem Eis vom Goldfischteich gekühlt wird.
Tipp für einen schönen Tagesausflug:
Morgens individuelle Anreise mit dem Pkw nach Waidhofen an der Ybbs. Mit dem Fahrrad am kleine Ybbtstalbahnradweg weiter nach Ybbsitz. In Ybbsitz Besuch des Ferrum, ein Eisen Museum am Marktplatz. Mittags Essen in einem der Gasthäuser von Ybbsitz. Nach dem Essen an einem ersten Sonntag in den Monaten Mai bis Oktober Schmiedevorführung im Fahrngruber Hammer In der Noth. Danach Rückfahrt mit dem Fahrrad nach Waidhofen an der Ybbs.