Kuhschellenwanderung in der Wachau

Michaelerberg

Am Fuße des Michaelerberges finden sich schon ende Februar, erst 10 Tage nach dem letzten Schnee, die ersten Vorfrühlingsboten in der Wachau. Beim Aufstieg auf den Michaelerberg von St. Michael begrüßen einem am Wegesrand die violetten Blüten der Kuhschellen, auch Pulsatilla genannt. Der reichlich vorhandenen Pollen der Kuhschelle, auch „Pasque-Blume“ genannt, ziehen Bienen an, die zu Beginn des Frühlings nach einer Nahrungsquelle suchen.

Von Bienen geliebt

Die violette Schönheit lockt nicht nur Fotografen an, sondern auch Frühlingsbienen. Die Blüte der Kuhschelle, Pulsatilla, ist einerseits ein wichtiger Nektarspender im Vorfrühling andererseits sind die Frühlingsbienen die Hauptbestäuber der Pulsatilla, wenn es den Honigbienen noch zu kalt zum Fliegen ist. Die Bestäubungsleistung der Wildbienen ist auch größer als die der Honigbienen.

Die Temperatur ist ein wichtiger Auslöser für das Auftauchen der neuen Generation von Wildbienen, die den Winter im Boden verbracht haben.

Im Frühling graben die Weibchen tiefe Gänge, in denen sie in abgeschlossenen Zellen jeweils ein Ei legen. In diesen Zellen vollzieht sich über den Winter die Umwandlung zur Raupe und zum fertigen Insekt, das bis es nächsten Frühjahr die passende Temperatur hat, im Boden bleibt.

Auch der Zeitpunkt der Pflanzenblüte hängt von der Temperatur ab. Bei Bienen beeinflusst die Temperatur, der sie während des Überwinterns ausgesetzt waren, den Zeitpunkt des Erscheinens, wobei Frühlingsbienen, die bei wärmeren Temperaturen ausgebrütet wurden, früher auftauchen als Frühlingsbienen, die bei kälteren Temperaturen ausgebrütet wurden. 

Viele Pflanzen vorverlegen den Beginn der Blüte als Reaktion auf die Klimaerwärmung.

Wärmere Temperaturen vorverlegen den Beginn der Blüte von Pulsatilla, P. vulgaris, um 1,9 Tage pro Temperaturanstieg um 0,1 ° C und das Ende der Blüte um 6,7 Tage. Die Blütezeit von P. vulgaris wird dadurch bei einem Temperaturanstieg von 0,1 ° C um 4,8 Tage verkürzt.

Eine rezente Studie hat gezeigt, dass die erhöhte Temperatur die Blüte der Kuhschelle, Pulsatilla, stärker vorverlegt als sie den Zeitpunkt des Auftauchens der Frühlingsbienen vorverlegt. Das kann bedeuten, dass für die ersten Blüten der Kuhschelle, P. vulgaris, zuwenig bestäubende Bienen vorhanden sind.

Umgekehrt kann es auch bedeuten, dass zum Zeitpunkt des Auftauchens der Wildbienen die Kuhschellen schon verblüht sind und dann für die Wildbienen nicht mehr genug Nahrung zur Verfügung steht. Wildbienen sind deshalb vom Aussterben bedroht. Schuld am Rückgang ist auch der Verlust an Lebensraum durch häufige Wiesenmahd, befestigte Böden und Düngung.

2021 ist das „Jahr der Wildbienen“

Standort 

Auf gut durchlässigen, kalkhaltigen Böden und voll in der Sonne. Die Sonne wird am besten auf einem nach Süden ausgerichteten Hang eingefangen. Der Michaelerberg ist ein Ausläufer der Böhmischen Masse, deren geologische Grundlage im Bereich des Michaelerberges aus Paragneis, Leukokratem Migmatitgneis und Amphibolit besteht, wobei man vor Ort auch Lössinseln sehen kann.

Die Kuhschellen, Pulsatilla, sind auch ein Ort, an dem sich kleine Insekten aufwärmen können, dank der Anordnung der Kelchblätter, die den Sonnenschein reflektieren und die Temperatur um mehrere Grad erhöhen.

Zu Ostern

Das neue Wachstum beginnt sobald der Schnee geschmolzen ist. Bald danach blühen die Kuhschellen, Pulsatilla, auf. Sie erhellen den Boden, wenn er noch kahl ist. Pulsatilla leitet sich vom lateinischen Wort pulsare, bewegen, pulsieren, ab und bringt zum Ausdruck, dass die Blüten der Kuhschelle, Pulsatilla, sich im Wind wiegen, bewegen oder bei etwas heftigerem Wind sogar pulsieren. Auf italienisch heißt es heutezutage auch Pulsatilla, wenn die Kuschelle gemeint ist.

Der englische Name „Pasque Flower“ bezieht sich auf Ostern. Auch das französische „Pâques“, das für die Kuhschelle verwendet wird, heißt auf deutsch Ostern. Pulsatilla wurde früher auch zum Grünfärben der Ostereier verwendet. Abgeleitet vom hebräischen Wort „pasakh“ für Passah bezieht sich der gebräuchliche englische Name „pasque flower“ auf die Blütezeit um Ostern. Das Passah, oder auch Pessach-Fest genannt, erinnert an den Auszug aus Ägypten.

Infolge der globalen Erwärmung blüht die Kuhschelle, Pulsatilla, viel früher als in der Vergangenheit. Anstatt erst zu Ostern blühen die Kuhschellen in der Wachau schon in der letzten Februarwoche. Um Ostern ist schon die Marillenblüte in der Wachau im Gange.

Am Michaelerberg

Auf dem Michaelerberg, auf etwa 400 Hm auf der Kuppe des leicht nach Südwesten, der Sonne zu gerichteten Bergrückens, wo jetzt im Februar die noch „frische“, das heißt kühle, Luft von der Donau heraufzieht und die Kuhschelle im Wind vibrieren läßt. Das scheint ein Standort zu sein, den die Pulsatilla liebt und der sich auch im Bild der homöopathischen Arznei der Pulsatilla widerspiegelt. Die Vorliebe für die wärmende Sonne einerseits und gleichzeitig auch für die „frische“, d.h. kühle, Luft andererseits.

Pulsatilla

Für eine homöopathische Anwendung der Kuhschelle wird das frische, wildwachsende Kuhschellenkraut, Pulsatilla pratensis, zur Blütezeit gesammelt und die ganze Pflanze zu Herstellung der Arznei Pulsatilla verwendet. Die Wurzel ist einfach, holzig, schwärzlich, am oberen Ende mit weisshaarigen Scheiden besetzt. Die Blumenblätter sind dunkelviolett-blau, an den Spitzen umgebogen und auf der äusseren Seite stark behaart. 

Leitsymptome

Leitsymptome der homöopathischen Arznei Pulsatilla sind unter anderem: Ängstlich, weinerlich, empfindlich, braucht Trost, will nicht alleine sein, Kummer, leidet still vor sich hin, schüchtern, Laune wechselhaft. Ausgesprochene Durstlosigkeit. Dieses letztere Symptom von Pulsatilla, die Durstlosigkeit, entspricht dem Umstand, dass die Kuhschelle auf sehr trockenen Böden gedeiht. Sie gehört zu den sogenannten Xerophyten.

Xerophyten sind sogenannte Trockenpflanzen, das heißt Pflanzen, die an extrem trockene Standorte angepasst sind. Die Kuhschelle besitzt ein sehr tiefes, bis 1,5 Meter, und weitverzweigtes Wurzelsystem. Dadurch kann einerseits der Zugang zu tieferliegenden Wasservorräten gesichert werden und andererseits kann bei kurzfristigen Regenschauern ein Maximum an Wasser aufgenommen werden. 

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